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Andropeak

Frauen und Testosteron – Kraft, Mut und Leidenschaft

Testosteron gilt als „Männerhormon“ schlechthin. Tatsächlich ist es aber eine Powerhormon für alle – auch für Frauen. Warum? Wenn es um die Hormongesundheit und das Wohlbefinden der Frau geht, mögen viele an Progesteron und an Estrogene denken. Aber Frauen und Testosteron? Damit verbinden wir wohl eher lange Bärte und kräftige Muckis. Die Wahrheit ist aber: Auch Frauen brauchen das vermeintliche Männerhormon Testosteron, um sich gut und ausgeglichen zu fühlen. Natürlich in wesentlich geringeren Mengen als die Herren der Schöpfung, schon klar! Was zählt, ist das gesunde Mittelmaß! Nicht zu viel und nicht zu wenig davon darf es sein...



Mag. Sylvia Neubauer
Medizinjournalistin

Lesezeit 3 Minuten
Bildquelle: Shutterstock
Pärchen kuschelt im Bett


Die Mischung macht´s!

Alle Hormone in unserem Körper interagieren miteinander – ähnlich wie die Musiker in einem Orchester. Produziert einer von ihnen einen falschen Ton, so wirkt sich das auf das gesamte Team aus. Bei unseren Botenstoffen ist das genauso: Ist der Hormonspiegel erhöht oder erniedrigt, so werden alle anderen „Mitspieler“ davon beeinflusst. Hat eine Frau zu viel Testosteron, können Symptome wie Akne oder vermehrte Gesichtsbehaarung (Hirsutismus) auftreten. Auch beim polyzystischen Ovarialsyndrom ist das Gleichgewicht der Geschlechtshormone gestört und es werden zu viele Androgene produziert. Andersrum kann ein Mangel an Testosteron zu Vitalitätsminderung, Libidoverlust und Depressionen führen – bei beiden Geschlechtern.

 

 5 Gründe, warum Frauen Testosteron brauchen

Warum Testosteron eine Kraftquelle für Frauen sein kann – dafür gibt es zig Gründe. Fünf davon sehen wir uns nun genauer an.

1. Grund: Steigert Stimmung und Selbstwertgefühl

Machen wir kurz einen Schwenker ins Tierreich – und zwar zu den Erdmännchen. Im Trupp der kleinen Raubtiere gibt hat es immer ein dominantes Weibchen. So weit so gut. Spannend ist aber, dass diese eine Clanchefin höhere Testosteronwerte hat als ihre männlichen Artgenossen.

Fakt ist: Testosteron prägt das Verhalten – und zwar nicht nur das der neugierigen Hörnchen. Er zeigt Lebewesen auf freundliche Weise, wo es im Leben lang geht. Der Botenstoff wirkt sich positiv auf Selbstwert und Motivation aus. Und: Dank seinem guten Draht zu unserem Glückshormon, kann sich Testosteron auch förderlich auf unsere Stimmungslage auswirken. Konkret erhöht der Botenstoff die Anzahl von Serotonintransportern im menschlichen Gehirn.

 2. Grund: Bringt Schwung ins Leben

Testosteron trägt zu unserer Vitalität bei. Es hilft uns dabei, gut in den Start starten und voller Elan loslegen zu können. Nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen sinkt mit zunehmendem Lebensalter der Testosteronspiegel im Serum. Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Kraftlosigkeit können demzufolge in Zusammenhang mit einem Testosteronmangel stehen.

 3. Grund: Sorgt für reizvolles Kopfkino

Um in Fahrt zu kommen, brauchen Frauen nicht nur Estrogene, sondern auch einen Schubs Testosteron. Das Sexualhormon wirkt direkt im obersten Befehlshaber unseres Körpers – dem Gehirn. Der Botenstoff hat demzufolge auch Einfluss auf unser Kopfkino. Außerdem steigert Testosteron den genitalen Blutfluss und lässt damit Frauen Erregung und Orgasmen besser spüren. Gut zu wissen: Testosteron liegt im Klinsch mit dem Stresshormon Cortisol. Ist der Cortisolspiegel stressbedingt erhöht, geht das Testosteron flöten – und mit ihm oft auch die Libido.

4. Grund: Macht die Blase dicht

Eine Studie* zeigt: Frauen mit höheren Testosteronspiegeln haben weniger Probleme mit Harninkontinenz als Frauen mit eher niedrigeren. Woran das liegt? Klare Antwort: An den Muskeln! Testosteron hat nämlich nicht nur Einfluss auf Bizeps, Trizeps und Co, sondern es trägt auch zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur bei. Der Beckenboden hält die Organe des Beckens wie eine Art Schale in der vorgesehenen Position – und sorgt dafür, dass die Schließmuskeln von Blase und Darm ordnungsgemäß funktionieren.

5. Grund: Fördert Muskelaufbau und Knochendichte

Testosteron hat eine anabole Wirkung. Das heißt: Es trägt gleichermaßen zu Aufbau von Muskelgewebe und Kraft wie zu einer Verringerung des Körperfettanteils bei. Keine Sorge, liebe Damen: Die Wahrscheinlichkeit, dass euer Körper bullige Muskelpakete anlegt, ist sehr gering. Frauen haben ein 10-bis 20-fach niedrigeres Testosteronlevel als Männer. Durch die Umwandlung in Estradiol hilft Testosteron außerdem, die Knochendichte zu stabilisieren – auf diese Weise wirkt es einer Osteoporose entgegen. Kräftige Muskeln schützen schwache Knochen zusätzlich. Mit einem Wort: Der gesamte Bewegungsapparat jubelt unter dem Einfluss einer gesunden Portion Testosteron.

Quelle:

*Kim MM, Kreydin EI. Korrespondenz: Urology, NTT 7416, Health Sciences Campus, Keck School of Medicine of University of Southern California, Los Angeles, California 90033, USA. E-Mail: kreydin@usc.edu Studie: The Association of Serum Testosterone Levels and Urinary Incontinence in Women. Quelle: J Urol. 2017 Aug 26. pii: S0022-5347(17)77393-4. doi: 10.1016/j.juro.2017.08.093. Web: http://www.jurology.com/article/S0022-5347(17)77393-4/abstract