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Verdauung und Hormone

Die Verdauung und das Hormonsystem sind eng miteinander verknüpft, obwohl sie oft als getrennte Körpersysteme betrachtet werden. Diese beiden Systeme arbeiten jedoch Hand in Hand, um das Gleichgewicht im Körper zu wahren und das Wohlbefinden zu fördern. Ein gestörtes Gleichgewicht in einem dieser Systeme kann erhebliche Auswirkungen auf das andere haben. Dieser Artikel untersucht den Zusammenhang zwischen Verdauung und Hormonen, zeigt auf, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und welche Rolle sie für die allgemeine Gesundheit spielen.



Mag. Daniela Gutmann
Ernährungswissenschafterin

Lesezeit 3 Minuten
Bildquelle: Shutterstock
Darmhormone. Sättigungssignale und Regulierung, Appetitkontrolle. Menschliches endokrines System. Hormone des Gastrointestinaltrakts.


Verdauungssystem: Grundlagen

Das Verdauungssystem besteht aus einer Reihe von Organen, die Nahrung aufnehmen, zersetzen und Nährstoffe extrahieren. Zu den wichtigsten Organen gehören der Magen, der Darm, die Bauchspeicheldrüse und die Leber. Diese Organe arbeiten zusammen, um die Nahrungsaufnahme und die Energiegewinnung zu ermöglichen. Ein zentrales Element der Verdauung ist das Mikrobiom des Darms – die Gemeinschaft von Milliarden von Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt leben und eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Darmgesundheit spielen.

Rolle des Darms im Hormonsystem

Der Darm hat direkten Einfluss auf das Hormonsystem. Er wird oft als „zweites Gehirn“ des Körpers bezeichnet, weil er mit einem komplexen Netzwerk von Nerven, dem sogenannten enterischen Nervensystem, ausgestattet ist. Diese Nerven kommunizieren direkt mit dem Gehirn und beeinflussen dabei zahlreiche hormonelle Prozesse. Eine Schlüsselrolle spielt das Darmmikrobiom, das für die Produktion und Regulierung von Hormonen verantwortlich ist.

Ein gestörtes Darmmikrobiom, verursacht durch eine unausgewogene Ernährung, Stress oder Antibiotika, kann hormonelle Ungleichgewichte auslösen. Dies kann zu Störungen wie dem Reizdarmsyndrom (IBS) oder sogar zu Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes führen.

Hormonsystem: Einblick

Das Hormonsystem, auch endokrines System genannt, besteht aus Drüsen, die Hormone produzieren und in den Blutkreislauf freisetzen. Hormone sind chemische Botenstoffe, die eine Vielzahl von Körperfunktionen regulieren, darunter Stoffwechsel, Wachstum, Stimmung und Fortpflanzung. Wichtige Drüsen im Hormonsystem sind die Hypophyse, die Schilddrüse, die Nebennieren und die Bauchspeicheldrüse.

Einfluss des Hormons auf die Verdauung

Hormone spielen eine wesentliche Rolle bei der Regulierung der Verdauung. So beeinflussen beispielsweise die Schilddrüsenhormone den Stoffwechsel und damit die Geschwindigkeit, mit der Nahrung verdaut und Nährstoffe aufgenommen werden. Ein Ungleichgewicht dieses Hormons, wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), kann die Verdauung verlangsamen und Verstopfung verursachen.

Ein weiteres wichtiges Hormon, das die Verdauung beeinflusst, ist das Cortisol, das von den Nebennieren in Stresssituationen freigesetzt wird. Chronisch erhöhter Cortisolspiegel kann die Magensäureproduktion und die Bewegung des Darms beeinflussen, was zu Verdauungsstörungen wie Sodbrennen, Durchfall oder Verstopfung führen kann.

Die Rolle des Mikrobioms

Das Mikrobiom des Darms hat einen erheblichen Einfluss auf die Hormonproduktion und -regulation. Bestimmte Bakterien im Darm sind in der Lage, Hormone wie Serotonin zu produzieren, einen Neurotransmitter, der sowohl die Stimmung als auch die Verdauung beeinflusst. Tatsächlich werden etwa 90 % des körpereigenen Serotonins im Darm produziert. Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom kann daher nicht nur zu Verdauungsproblemen, sondern auch zu Stimmungsveränderungen wie Angst oder Depressionen führen.

Zusätzlich beeinflusst das Mikrobiom den Östrogenstoffwechsel. Einige Darmbakterien können Östrogene recyceln, was den Hormonspiegel im Körper erhöht. Ein gestörtes Mikrobiom kann daher mit hormonbedingten Erkrankungen wie dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) oder Brustkrebs in Verbindung gebracht werden.

Hormonelle Einflüsse auf das Mikrobiom

Das Hormonsystem beeinflusst nicht nur die Verdauung, sondern auch die Zusammensetzung des Darmmikrobioms. Beispielsweise kann ein erhöhter Cortisolspiegel das Wachstum entzündungsfördernder Bakterien im Darm fördern und das Gleichgewicht der Darmflora stören. Auch Sexualhormone wie Östrogen und Progesteron haben einen direkten Einfluss auf die Darmbakterien. Schwankungen dieser Hormone, wie sie während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder der Menopause auftreten, können die Verdauung beeinträchtigen und das Risiko für Magen-Darm-Beschwerden erhöhen.

Verdauung und Hormone: Einfluss auf das Wohlbefinden

Die Wechselwirkungen zwischen Verdauung und Hormonen haben tiefgreifende Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden. Ein gestörtes Gleichgewicht kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter:

  • Verdauungsbeschwerden: Durchfall, Verstopfung, Blähungen und Bauchschmerzen können auf ein hormonelles Ungleichgewicht hinweisen.
  • Stimmungsschwankungen: Ein Ungleichgewicht der Darmbakterien kann zu einer verbesserten Serotoninproduktion führen, was Angst und Depressionen begünstigen kann.
  • Gewichtszunahme: Hormonelle Ungleichgewichte, insbesondere bei Insulin und Schilddrüsenhormonen, können die Fettansammlung fördern.
  • Schlafprobleme: Hormone wie Melatonin, die den Schlaf-Wach-Rhythmus regulieren, werden ebenfalls im Darm produziert. Ein gestörtes Mikrobiom kann daher Schlafstörungen verursachen.

Maßnahmen zur Verbesserung des Darm- und Hormongleichgewichts

Um das Gleichgewicht zwischen Verdauung und Hormonen zu fördern, können einige Lebensstil- und Ernährungsmaßnahmen ergriffen werden:

  • Ballaststoffreiche Ernährung: Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert das Wachstum nützlicher Darmbakterien und unterstützt die Hormonregulation.
  • Probiotika: Der regelmäßige Verzehr von probiotischen Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir oder fermentiertem Gemüse kann das Mikrobiom stabilisieren.
  • Stressmanagement: Techniken wie Yoga, Meditation oder regelmäßige Bewegung können den Cortisolspiegel senken und das hormonelle Gleichgewicht unterstützen.
  • Schlaf: Ausreichender und erholsamer Schlaf ist entscheidend für eine gesunde Hormonproduktion und Verdauungsfunktion.

Fazit

Der Zusammenhang zwischen Verdauung und Hormonen ist komplex, aber von entscheidender Bedeutung für das allgemeine Wohlbefinden. Das Zusammenspiel von Darmgesundheit und Hormonen beeinflusst zahlreiche Körperfunktionen, darunter die Verdauung, den Stoffwechsel und die Stimmung. Ein gestörtes Gleichgewicht in einem dieser Systeme kann weitreichende Auswirkungen auf das andere haben. Durch eine ausgewogene Ernährung, Stressmanagement und den bewussten Umgang mit dem eigenen Körper lassen sich Verdauung und Hormonbalance positiv beeinflussen.

 

Literaturverzeichnis

1. Mayer, EA (2016). Die Verbindung zwischen Geist und Darm: Wie die verborgene Konversation in unserem Körper unsere Stimmung, unsere Entscheidungen und unsere allgemeine Gesundheit beeinflusst . Harper Wave.

2. Slyepchenko, A., et al. (2017). Darmmikrobiota, bakterielle Translokation und Wechselwirkungen mit der Ernährung: Pathophysiologische Zusammenhänge zwischen schwerer depressiver Störung und nicht übertragbaren medizinischen Komorbiditäten. Psychotherapy and Psychosomatics , 86(1), 31-46.

3. Parker, CM, & Tannock, GW (2017). Probiotika und die Darmmikrobiota: Von der Entwicklung bis zur Krankheit. Gut Microbes , 8(1), 1-3.

4. Heiss, CN, & Olofsson, LE (2019). Die Rolle der Darmmikrobiota bei Entwicklung, Funktion und Erkrankungen des zentralen Nervensystems und des enterischen Nervensystems. Journal of Neuroendocrinology , 31(5), e12684.