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Andropeak

Was ist Digital Detox?

Egal ob dienstlich oder privat: Wir sind immer Online. Dadurch werden Erholungsphasen kürzer und das wiederum belastet Körper, Geist und Seele. Aber was ist Digital Detox eigentlich und welche Vorteile hat es?



Verena Radlinger
Redaktion

Lesezeit 1 Minute
Bildquelle: Shutterstock


Social Media, Nachrichten lesen oder einfach nur der Wecker – das Smartphone ist unser ständiger Begleiter. Nach dem ersten Augenaufschlag, greift die Hand zu unserem geliebten Handy. Bevor wir überhaupt einen Fuß auf den Boden stellen, haben wir schon die neuesten Facebook-Posts geliked, lustige GIFs verschickt und die E-Mails des Chefs gelesen.

Der durchschnittliche Nutzer greift im Schnitt alle 12 Minuten zum Mobiltelefon und entsperrt rund 80 Mal am Tag sein Handy. Dies konnte in einer Studie der Universität Bonn mit einer eigens entwickelten App nachgewiesen werden. Bei der Auswertung von 60.000 Nutzerdaten ergab sich, dass die Probanden durchschnittlich ganze zweieinhalb Stunden täglich am Handy verbrachten. Getestet wurde auch die Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit, nach bereits acht Sekunden klickten die Nutzer weiter.

Aber wie konnte es soweit kommen?

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann das Zeitalter der sogenannten Computerisierung. Mit immer verfügbaren Informationen aus der ganzen Welt und die immer größer werdende Nutzung von Social Media, kam es auch zur „Internetabhängigkeit“. Analoge Helferlein verschwinden zunehmend aus unserem Leben. Das Klingeln, Blinken und unzählige Pings führen zu einer Ausschüttung von Stresshormonen im Körper. Was wiederum unsere Emotionen negativ beeinflusst aber auch die körperliche Ebene empfindlich stört.

Die Sucht wird durch unbewusste Automatismen ausgelöst, die man zum Beispiel mit dem Spiel an einem Casinoautomaten vergleichen kann. Gewinnen wir und sei es auch nur einen kleinen Betrag, beginnt die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Davon wollen wir mehr und spielen immer weiter. Lösen wir schon vor der Arbeit ein Problem mit einem E-Mail ist die Belohnung: Wieder etwas erledigt. Dadurch kommt es zu Automatismen und wir wiederholen es immer wieder.

Work-Life-Balance adé!

Die Entwicklung von Smartphones, Laptops, Tablets et cetera macht es möglich an nahezu jedem Ort auf der Welt und zu jeder Zeit zu arbeiten. In den letzten Jahren ist dadurch die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit fast verschwunden. Verhältnismäßig oft sind hier Führungskräfte betroffen. „Ich muss doch für meinen Arbeitgeber, meine Kollegen und unsere Kunden erreichbar sein.“ Das mag wohl stimmen, aber erreichbar ist man auch per E-Mail, auf der Mailbox oder durch Nachricht an einen anderen Mitarbeiter.

Vorgesetzte haben hier eine wichtige Vorbildfunktion. Sind sie immer und überall erreichbar überträgt sich das auch auf die Mitarbeiter. Dabei reduziert sich deren Erholungsphase und sie werden im Arbeitsalltag immer unkonzentrierter und schlittern nicht selten in eine Überforderungssituation. Damit helfen sie aber weder dem Unternehmen, dem Arbeitgeber oder auch den Kunden. Ein dreiwöchiges „Digital Detoxing“ alleine wird aber wenig helfen. Wer seine digitale Nutzung reduzieren will muss ein größeres Problem angehen: Er muss seine Gewohnheiten ändern.

Und so geht‘s:

  • Benutzen Sie einen guten alten analogen Wecker
  • Treffen Sie Familie und Freunde wieder häufiger „live“
  • Deaktivieren Sie Push-Nachrichten die Sie nicht wirklich brauchen
  • Das gleiche gilt für die Apps – nutzen Sie lieber den Browser
  • Legen Sie einmal in der Woche einen Entschleunigungstag ein
  • Wirklich nur in Ausnahmefällen Arbeitsthemen beantworten
  • Vor dem Schlafen gehen mindestens 30 Minuten kein Handy
  • Das Gleiche nach dem Aufstehen
  • Smartphone-freie Zonen festlegen, wie den Esstisch oder das Schlafzimmer
  • Tracken Sie Ihre Nutzung und reflektieren Sie
  • Handy bewusst mal zu Hause liegen lassen, es geht auch ohne
  • Kennen Sie den Ausschaltknopf? Probieren Sie in aus

Ja es ist kurios, aber es gibt auch Apps die uns beim „Digital Detoxing“ unterstützen. Hier die gängigsten:

  • SPACE zeigt Ihnen auf welche Smartphone-Anwendungen die meiste Zeit benutzt werden. Mit anpassbaren Tools gelingt eine gezielte Steuerung wann und wie lange Sie das Smartphone benutzen möchten.
  • OFFTIME blockiert in den festgelegten Zeiträumen Benachrichtigungen, Anrufe und SMS. Außerdem schränkt es die Zugriffe auf ausgewählte Apps ein.
  • Quality Times: Hier erstellen Sie bestimmte Profile in denen Sie zum Beispiel bestimmte Benachrichtigungen blockieren oder bei eingehenden Anrufen automatische Text-Nachrichten verschicken. Wichtige Kontakte können dabei ausgenommen werden. (Nur die wichtigsten!)
  • ShutApp: mit einem eigens gesetzten Timer, starten Sie die Challenge gegen sich selbst das Smartphone nicht zu benutzen. Auch gegen Freunde spielen ist möglich.
  • App-Detox: Analysiert die jeweilige App-Nutzung, anschließend können bestimmte Regeln aufgesetzt werden. Bestimmen Sie für die „Zeitfresser-Apps“ ein persönliches Limit, dies kann auch wöchentlich festgelegt werden. Zusätzlich ist es möglich die Apps individuell in einem bestimmten Zeitraum auszuschalten.

Einfach ist es sicher nicht, aber vielleicht gelingt es den Gebrauch des Smartphones so zu regulieren, dass wir Zeit und Aufmerksamkeit wieder auf das reale Leben lenken. Denn mittlerweile gilt: Offline ist der neue Luxus!

 

Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.
Ernst Ferstl