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“Solange ich lebe, wird die Liebe leben” von Dr. Gerti Senger #1

Ich! Bin! Schön!

Frauen gelten traditionell als das „schöne Geschlecht“. Vor allem in den Jahren, in denen das jugendliche Körperschema nicht mehr selbstverständlich ist, glauben viele Frauen beim Sex einen perfekten Körper bieten zu müssen.

Aus meiner Praxis weiß ich, dass die Angst, einem vermeintlich zwingenden ästhetischen Anspruch nicht zu genügen, oft an Hingabestörungen liegt. Männern ist diese Problematik meist fremd. Frauen sind durch diesen inneren Druck beim Sex nicht eins mit ihrem Körper. Anstatt sich entspannt den Liebkosungen eines Partners zu überlassen, konzentrieren sie sich auf eine optisch vorteilhafte Position beim Liebesakt und stören damit den eigenen Lustaufbau.

Genauso selbstschädigend ist das Bemühen, das verlorene positive Körpergefühl durch eine aufwendige „Körpergestaltung“ in Form von Fettabsaugungen, kosmetischen Straffungen, Verkleinerungen oder Vergrößerungen wiederherzustellen. Es gibt einfachere Wege, sich Schritt für Schritt mit dem eigenen Körper anzufreunden und wieder mit Wohlbehagen in seinem Körper zu „wohnen“.

Falls Sie mit einer Körperzone unzufrieden sind, setzen Sie sich vor einen Spiegel und sprechen Sie mit diesem Körperteil. Sagen Sie zum Beispiel: „Ihr seid meine Beine, die mich seit Jahrzehnten durchs Leben tragen. Ihr habt mich nie im Stich gelassen. Ich danke euch dafür.“ „Diese Arme haben Kinder und Männer gehalten und sie haben zugepackt, wenn es notwendig war. Danke dafür.“

Gönnen Sie sich duftende Bäder, Selbstmassagen, hübsche Unterwäsche und schrecken Sie nicht davor zurück, sich in einer besonders wohligen Situation zu befriedigen. Das entscheidende Kriterium gemeinsamer sexueller Erregung ist nicht die perfekte Statik eines Körpers, sondern seine erotische Ausstrahlung.

Durch die Hingabe an die Lust entwickelt Ihr Körper jene Strahlkraft, die den Funken der Erregung überspringen lässt. Sobald Ihr Partner in dieses Kraftfeld gerät, wird er erregt. Egal, ob Sie nun ein paar Zentimeter zu viel auf den Hüften haben oder ob Ihr Busen ein bisschen schlaff ist. Im Stadium des Begehrens sind kritische Blicke gar nicht möglich.

Dr. Gerti Senger

Prof. Dr. Gerti Senger ist erfolgreiche Sexual- und Beziehungstherapeutin. Sie veröffentlicht regelmäßig Artikel in der Kronen Zeitung und dem ORF sowie wissenschaftliche Beiträge in verschiedenen in- und ausländischen Fachzeitschriften. Für FEMOPEAK® schreibt sie exklusive Kolumnen zum Thema Lust und Sexualität.

 

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